8. Juni, 2019

by Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging

Maximalintensitätsprojektionen von 68Ga-FAPI PET/CT bei Patienten mit 15 verschiedenen histologisch nachgewiesenen Tumorentitäten (sortiert nach Aufnahme in absteigender Reihenfolge). Ca = Krebs; CCC = cholangiozelluläres Karzinom; CUP = Karzinom unbekannten Ursprungs; MTC = medullärer Schilddrüsenkrebs; NET = neuroendokriner Tumor. Credit: Kratochwil C, Flechsig P, Lindner Y, et al.

Eine neuartige Klasse von Radiopharmazeutika hat sich bei der nicht-invasiven Identifizierung von fast 30 Arten bösartiger Tumoren als wirksam erwiesen, so die in der Juni-Ausgabe des Journal of Nuclear Medicine veröffentlichten Forschungsergebnisse. Mit Hilfe der 68Ga-FAPI-Positronenemissionstomographie/Computertomographie (PET/CT) konnten die Forscher eine Vielzahl von Tumoren mit sehr hoher Aufnahme und hohem Bildkontrast abbilden und so den Weg für neue Anwendungen in der Tumorcharakterisierung, der Stadieneinteilung und der Therapie ebnen.

Der 68Ga-FAPI-Radiotracer zielt auf krebsassoziierte Fibroblasten ab, die bis zu 90 Prozent der Masse eines Tumors ausmachen können. Viele krebsassoziierte Fibroblasten unterscheiden sich von normalen Fibroblasten durch ihre spezifische Expression des Fibroblastenaktivierungsproteins (FAP). FAP-spezifische Inhibitoren wurden zunächst als konventionelle Krebsmedikamente entwickelt; jetzt sind sie zu tumorgerichteten Radiopharmaka weiterentwickelt worden.

In der retrospektiven Studie verwendeten die Forscher PET/CT, um 80 Patienten mit 28 verschiedenen Krebsarten abzubilden, mit dem Ziel, die 68Ga-FAPI-Aufnahme bei primären, metastatischen oder wiederkehrenden Krebserkrankungen zu quantifizieren. Alle Patienten wurden von ihren behandelnden Onkologen zur experimentellen Diagnostik überwiesen, weil sie vor einer diagnostischen Herausforderung standen, die mit Standardmethoden nicht ausreichend gelöst werden konnte. Die injizierte Aktivität für die 68Ga-FAPI-Untersuchungen betrug 122-312 MBq, und die PET-Scans wurden eine Stunde nach der Injektion eingeleitet. Die Aufnahme des Tumortracers wurde mit SUVmean und SUVmax gemessen.

Alle Patienten haben die Untersuchung gut vertragen. Da sich SUV-Mittelwert, Median und Bereich von 68Ga-FAPI in Primärtumoren und metastasierten Läsionen nicht signifikant unterschieden, analysierten die Forscher alle Ergebnisse in einer Gruppe.

Die höchste durchschnittliche SUVmax (SUVmax >12) wurde bei Sarkom, Ösophagus-, Brust-, Cholangiokarzinom und Lungenkrebs gefunden. Die niedrigste 68Ga-FAPI-Aufnahme (durchschnittliche SUVmax

„Die bemerkenswert hohe Aufnahme von 68Ga-FAPI macht es für viele Krebsarten nützlich, insbesondere in Fällen, in denen die herkömmliche 18F-FDG-PET/CT an ihre Grenzen stößt“, sagte Dr. Uwe Haberkorn, Professor für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Deutschland. „Zum Beispiel haben niedriggradige Sarkome im Allgemeinen eine geringe Aufnahme von 18F-FDG, was zu einer Überlappung zwischen gutartigen und bösartigen Läsionen führt. Bei Brustkrebs wird die 18F-FDG-PET/CT üblicherweise bei Rezidiven eingesetzt, aber nicht generell für die Erstdiagnose empfohlen. Und bei Speiseröhrenkrebs hat die 18F-FDG-PET/CT oft nur eine geringe bis mäßige Sensitivität für das Lymphknoten-Staging.“

Im Gegensatz zur 18F-FDG-PET/CT kann die 68Ga-FAPI-PET/CT ohne besondere Vorbereitung des Patienten, wie z. B. Fasten oder Liegen während der Aufnahmezeit, durchgeführt werden. Dies ist ein potenzieller operativer Vorteil für die 68Ga-FAPI-PET/CT, da es den Patientenkomfort verbessert und den Arbeitsablauf beschleunigt.

Laut Haberkorn bietet 68Ga-FAPI in Zukunft die Möglichkeit eines theranostischen Ansatzes. „Krebsassoziierte Fibroblasten sind als immunsuppressiv und resistent gegenüber Chemotherapie beschrieben worden, was sie zu attraktiven Zielen für Kombinationstherapien macht“, sagte er. „Da die 68Ga-FAPI-Tracer den universellen DOTA-Chelator enthalten, ist es möglich, sie mit therapeutischen Radionukliden zu markieren, deren Halbwertszeit an die Tumor-Retentionszeit des Trägermoleküls angepasst ist. Da beobachtet wurde, dass sich der Tracer in mehreren wichtigen Tumorentitäten anreichert, könnte sich in Zukunft ein weites Feld für therapeutische Anwendungen eröffnen.“

Weitere Informationen: Clemens Kratochwil et al, 68Ga-FAPI PET/CT: Tracer Uptake in 28 Different Kinds of Cancer, Journal of Nuclear Medicine (2019). DOI: 10.2967/jnumed.119.227967

Zeitschrifteninformationen: Journal of Nuclear Medicine

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