Acamprosat ist ein mutmaßliches Anticraving-Mittel, das zur Aufrechterhaltung der Abstinenz bei alkoholabhängigen Patienten eingesetzt wird. Sein Wirkmechanismus ist unklar, aber man nimmt an, dass das Medikament mit neuronalen NMDA-Rezeptoren und Kalziumkanälen interagiert, und diese Proteine sind an der Induktion von Alkoholabhängigkeit beteiligt. In diesen Experimenten wurden die Auswirkungen von Acamprosat auf die Bindung des NMDA-Rezeptor-Liganden Dizocilpin an Rattenhirnmembranen unter Nicht-Gleichgewichtsbedingungen untersucht; 10 mikroM Glutamat und 1 mikroM Glycin waren in den Bindungsversuchen vorhanden, um den Rezeptor teilweise zu aktivieren. Bei klinisch relevanten Konzentrationen (im mikromolaren Bereich) verstärkte Acamprosat die Bindung von Dizocilpin an kortikale Membranen von Kontrolltieren signifikant (was darauf hindeutet, dass Acamprosat die Assoziationsrate des Radioliganden erhöhen kann), während die Bindung bei höheren Konzentrationen gehemmt wurde. Dieser Effekt steht im Einklang mit einer partiellen agonistischen Wirkung von Acamprosat auf das NMDA-Rezeptorprotein. Wurden jedoch Ratten von Ethanol abhängig gemacht (10-tägige Inhalation der Droge) und kortikale Membranen dieser Tiere präpariert, bewirkte Acamprosat in vitro keine Verstärkung der Dizocilpin-Bindung mehr. Ähnliche Ergebnisse wurden erzielt, wenn Membranen von Ratten verwendet wurden, die 10 Tage lang 400 mg/kg/Tag Acamprosat in ihrem Trinkwasser mit oder ohne gleichzeitige Ethanolinhalation erhalten hatten. In den Hirnmembranen all dieser Behandlungsgruppen verursachte Acamprosat in vitro also nur eine Hemmung der Dizocilpinbindung. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Acamprosat je nach den Versuchsbedingungen erregende oder hemmende Wirkungen auf NMDA-Rezeptoren haben kann. Die Wirkungen des Medikaments auf dieses System scheinen bei Alkoholabhängigkeit in Richtung Hemmung verschoben zu sein, und dieser Befund könnte für seinen klinischen Mechanismus von Bedeutung sein.