Hintergrund und Ziel: Die Engelstrompete (Spezies Brugmansia) ist als Gartenpflanze weit verbreitet, weil sie leicht zu halten ist und üppig blüht. Die zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanacea) gehörende Pflanze enthält eine große Menge an Alkaloiden (Parasympatholytika). Wegen ihrer halluzinogenen Wirkung werden ihre Blätter und Blüten von jungen Menschen zunehmend als Ersatz für das Halluzinogen LSD (Lysergsäurediethylamid) verwendet. Im Sommer 1997 starb einer der Jugendlichen, nachdem er die Blüten der Pflanze, die er in einem Vorgarten gesammelt hatte, zu sich genommen hatte. Es wurde eine Untersuchung durchgeführt, um die Alkaloide zu identifizieren und ihre Konzentration in den verschiedenen Teilen der Pflanze zu messen.
Methoden: Vier junge und eine achtjährige Pflanze wurden von Mai bis Oktober im Freien gehalten, und ihre Blüten und Blätter wurden wöchentlich zur Analyse entnommen. Alle Proben wurden bei -20 Grad C tiefgefroren und später, zur gleichen Zeit, aufgetaut, gewogen und in Methanol extrahiert. Die Alkaloide wurden mittels Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC), Diodenarray-Detektor, getrennt mit einer Hypersil-HyPurity-Kartusche und gemessen bei einer Wellenlänge von 220 nm identifiziert.
Ergebnisse: Alle 66 Blüten, 32 Blätter und 2 Schnellkapseln enthielten Tropanalkaloide, hauptsächlich Scopolamin. Die höchsten Konzentrationen fanden sich in den Samenkapseln, niedrigere in den Blüten, während die Blätter nur geringe Mengen enthielten. Der Gesamtalkaloidgehalt pro Blüte lag bei den jüngeren Pflanzen bei durchschnittlich 0,94 mg, bei den jüngeren bei 1,81 mg. Die Blüten der alten Pflanze enthielten bis zu 3 mg Scopolamin.
Schlussfolgerung: Schon die Einnahme weniger Blüten der Engelstrompete kann Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Die leichte Verfügbarkeit der Pflanze stellt somit eine Gefahr dar. Wegen der zunehmenden Häufigkeit der absichtlichen Einnahme durch junge Menschen sollte eine Vergiftung durch Engelstrompete bei Patienten mit Verwirrtheit und Halluzinationen unklarer Herkunft, insbesondere in den Sommermonaten, in die Differentialdiagnose einbezogen werden.
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