Es gibt die Vorstellung, dass Hunde mit voll aufgerichteten Nackenhaaren die gefährlichsten Rassen sind, dass sie am ehesten zu den aggressiven Typen gehören. Ein genauerer Blick auf einige Vertreter des Tierreichs zeigt jedoch, dass die Nackenhaare nicht nur bei Hunden, sondern auch bei einigen Vögeln und anderen Säugetieren zu finden sind. Was hat es also mit den Nackenhaaren auf sich? Sind sie wirklich ein Anzeichen für aggressive Tendenzen eines Hundes? Finden wir es heraus.

Was sind Hackles?

Hackles sind Haar- oder Gefiedersträhnen, die bekanntermaßen an einem darunter liegenden Erektionsmechanismus befestigt sind. Bei Vögeln, insbesondere bei Hähnen, befinden sich diese aufrichtbaren Federn an den Seiten und am Nacken und sind besonders bunt. Bei Hunden sind die Nackenfedern die Haarsträhnen, die vom Nacken bis zum Schwanzansatz verlaufen. Man kann sich Hundehaare als Fell vorstellen, das sich entlang der Wirbelsäule des Hundes befindet, obwohl es einige Zentimeter vom Halsansatz bis zur Höhe zwischen den Schulterblättern oder einige Zentimeter darüber hinaus am stärksten ausgeprägt ist. Diese Felle haben auch erektile Eigenschaften, die normalerweise nicht im Fell anderer Körperteile zu sehen sind.

Haare im Hundehaar

Der Prozess der Piloerektion

Haben Sie jemals eine Gänsehaut erlebt? Manche Leute nennen es tatsächlich Gänsehaut oder sogar Gänsehautpickel. Die Gänsehaut ist das Ergebnis eines Prozesses, der Piloerektion genannt wird, oder die Kontraktion eines kleinen Muskelbandes, das an jedem Haarfollikel befestigt ist. Dieser Muskel wird Arrector pili genannt. Wenn er sich zusammenzieht, zieht er am Haarfollikel und bewirkt, dass er sich aufrichtet oder erigiert. Außerdem zieht sich das Gewebe um den Haarfollikel herum zusammen, wodurch die charakteristische „Wölbung“ oder „Beule“ auf der Haut entsteht. Wenn du eine Gänsehaut hast, kannst du deshalb leicht kleine „Beulen“ auf deiner Haut sehen.

Das Gleiche gilt für die Hundehaare. In diesen Fellen, die entlang der Wirbelsäule des Hundes verlaufen, befinden sich auch die speziellen Arrector-Pili-Muskeln, die beim Menschen eine Gänsehaut verursachen. Diese Muskeln stehen unter dem Einfluss des Sympathikus, einem Zweig des autonomen Nervensystems, der als unwillkürlich definiert ist. Daher können Menschen und Tiere, die Arrector pili in ihrer Haut haben, nicht wirklich kontrollieren, wann sich diese Muskeln zusammenziehen. Daher gibt es für Sie keine Möglichkeit, Ihre Gänsehaut zu kontrollieren, genauso wie ein Hund nicht in der Lage ist, seine Nackenhaare direkt zu kontrollieren, wenn er sich aufrichtet.

Piloerektion und die Kampf-oder-Flucht-Reaktion

Da der Prozess der Piloerektion unter dem Einfluss des sympathischen Nervensystems steht, wird er oft mit der Kampf-oder-Flucht-Reaktion in Verbindung gebracht. Technisch gesehen handelt es sich dabei um die Stressreaktion. Im Rahmen der allgemeinen Anpassungstheorie wird die Kampf- oder Fluchtreaktion als die Reaktion des Körpers auf einen Stressor angesehen. Sie bereitet den Organismus darauf vor, sich dem Stressor entweder frontal zu stellen (Kampf) oder sich so schnell wie möglich von ihm zu entfernen (Flucht). In dieser Phase des dreistufigen allgemeinen Anpassungssyndroms schüttet der Hund Adrenalin und Cortisol aus, die ihm helfen können, auf den Stressor zu reagieren.

Wenn ein Hund mit einem Stressor konfrontiert wird, wird das sympathische Nervensystem stimuliert, um ihn auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. Das ist vielleicht der Grund, warum Menschen hochgestellte Nackenhaare mit einem Zeichen von Aggression gleichsetzen. Da es sich aber um eine natürliche Reaktion auf die Stimulierung des Sympathikus handelt, kann das Aufstellen der Nackenhaare auch bedeuten, dass der Hund sich angesichts des Stressors zurückzieht.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Stressoren alles Mögliche sein können und dass sie nicht unbedingt negativ sein müssen. Stress ist eine Reaktion auf einen Stressor und ist durch Veränderung gekennzeichnet. Der Anblick eines Leckerbissens zum Beispiel versetzt Ihren Hund in Aufregung. Der Stressor ist hier das Leckerli, da es eine bestimmte Reaktion oder Veränderung hervorrufen kann. Erregung ist sozusagen eine Manifestation der sympathischen Stimulation.

Die Freisetzung von Adrenalin und Cortisol als Folge der sympathischen Stimulation führt zu einem plötzlichen Anstieg der Energie sowie zu einer Erhöhung der Herzfrequenz. Dies führt auch zu einer Kontraktion der verschiedenen Muskeln, einschließlich der Arrector-Pili-Muskeln. Die Sinne des Organismus werden scharfsinnig oder übermäßig wachsam. Sie konzentrieren sich auf bestimmte Dinge. Sie lassen sich nicht so leicht ablenken.

Allerdings kann alles, was das sympathische Nervensystem stimuliert, auch die Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslösen. Alles, was die Kampf-oder-Flucht-Reaktion anregt, kann eine Piloerektion hervorrufen und somit die Nackenhaare aufstellen.

Nackenhaare auf dem Hundefell

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Interpretation von hochgestellten Nackenhaaren bei Hunden

Es ist klar, dass hochgestellte Nackenhaare eine Manifestation der Kampf-oder-Flucht-Reaktion sind. Und da es einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Stress und Piloerektion gibt, ist es wichtig, einige der häufigsten Stressfaktoren zu verstehen, die Hunde beeinträchtigen können. Auch hier gilt, dass es sich eher um allgemeine Begriffe handelt und nicht alle Hunde unter solchen Umständen eine Kampf- oder Fluchtreaktion zeigen können. Hier sind einige Stressoren, die bei Hunden die Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslösen können.

  • Laute Geräusche, auch in einem lauten Haushalt
  • Anwesenheit von fremden Hunden
  • Anwesenheit von fremden Personen
  • Über-Erregung
  • Gefangensein, z.B. in der Hundebox oder an der Leine
  • Überreizung, besonders beim Spielen
  • Frustration

Es gibt einen ganz bestimmten Fall, in dem ein Hund die Nackenhaare hochstellt, nämlich wenn er einem fremden oder unbekannten Hund begegnet. Was bedeutet das?

Erstens kann es bedeuten, dass Ihr Hund bereit ist zu „kämpfen“ und eine aggressive Haltung einnimmt. Das ist jedoch nur unsere eigene Interpretation, denn die aufgestellten Nackenhaare können auch auf Übererregung oder sogar Neugier auf den neuen Hund hindeuten.

Zweitens kann es auch bedeuten, dass der Hund Angst hat oder sich in der „Fluchtphase“ befindet. Hunde, die ängstlich oder unsicher sind, können durchaus erhöhte Nackenhaare zeigen. Erinnern Sie sich an eine Gänsehaut beim Anschauen eines Horrorfilms?

Drittens kann es bedeuten, dass Ihr Hund einfach nur übererregt ist, weil er einen neuen Hund kennenlernen soll.

Erhobene Nackenhaare bei Hunden zeigen nur an, dass sich Ihr Tier in einem erhöhten Erregungszustand befindet. Sein sympathisches Nervensystem ist voll in Aktion. Die erhobenen Nackenhaare sind nichts anderes als das Ergebnis der Stimulation dieses Teils des Nervensystems des Hundes. Wie Sie das interpretieren, bleibt ganz Ihnen überlassen.

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