Hintergrund und Ziel: Zystische Hypophysenadenome können Rathke-Cleft-Zysten imitieren, wenn in der MR-Bildgebung keine solide verstärkende Komponente gefunden wird. Wir untersuchten das diagnostische Potenzial von MR-Bildgebungsmerkmalen zur Unterscheidung von zystischen Hypophysenadenomen von Rathke-Spaltzysten und entwickelten ein diagnostisches Modell.

Materialien und Methoden: Diese retrospektive Studie umfasste 54 Patienten mit einem zystischen Hypophysenadenom (40 Frauen; Durchschnittsalter 37,7 Jahre) und 28 mit einer Rathke-Spalt-Zyste (18 Frauen; Durchschnittsalter 31,5 Jahre), die sich einer MR-Bildgebung mit anschließender Operation unterzogen. Die folgenden Bildgebungsmerkmale wurden bewertet: Vorhandensein oder Fehlen eines Flüssigkeitsspiegels, ein hypointenser Rand auf T2-gewichteten Bildern, Septierung, eine Lage außerhalb der Mittellinie, Vorhandensein oder Fehlen eines intrazystischen Knötchens, Größenänderung und Signaländerung. Auf der Grundlage der Ergebnisse der logistischen Regressionsanalyse wurde ein diagnostisches Baummodell entwickelt, um zwischen zystischen Hypophysenadenomen und Rathke-Spaltzysten zu unterscheiden. Eine externe Validierung wurde für weitere 16 Patienten mit einem zystischen Hypophysenadenom und 8 Patienten mit einer Rathke-Spaltzyste durchgeführt.

Ergebnisse: Das Vorhandensein eines Flüssigkeitsspiegels, eines hypointensen Rands auf T2-gewichteten Bildern, einer Septierung und einer Lage außerhalb der Mittellinie war häufiger bei Hypophysenadenomen, während das Vorhandensein eines intrazystischen Knötchens häufiger bei Rathke-Spalt-Zysten auftrat. Die multiple logistische Regressionsanalyse zeigte, dass zystische Hypophysenadenome und Rathke-Spalt-Zysten anhand des Vorhandenseins eines Flüssigkeitsniveaus, einer Septierung, einer Lage außerhalb der Mittellinie und des Vorhandenseins eines intrazystischen Knötchens unterschieden werden können (P = .006, .032, .001 bzw. .023). Von 24 Patienten in der externen Validierungspopulation wurden 22 auf der Grundlage des in dieser Studie verwendeten Diagnosebaummodells korrekt klassifiziert.

Schlussfolgerungen: Ein systematischer Ansatz unter Verwendung dieses diagnostischen Baummodells kann bei der Unterscheidung von zystischen Hypophysenadenomen von Rathke-Spaltzysten hilfreich sein.